Essen und Trinken
«Lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir!» (1. Kor 15, 32), lautet das
Motto der Welt. Als irdische Wesen orientieren wir Menschen uns naturgemäss an dem,
was wir mit unseren Sinnen erfassen können. Wir glauben nur, was wir sehen, was
wir hören, was wir fühlen. So fällt es uns auch schwer, an ein Leben nach dem Tod
zu glauben, denn wir sehen ja nur, wie Tag für Tag Menschen sterben und begraben
werden. Der Tod macht vor keinem Halt und der beste Mensch muss nach spätestens gut
100 Jahren ebenso sterben wie der schlechteste. Alle ereilt genau dasselbe Schicksal,
das ist uns allen bewusst. Ob und allenfalls was nach dem Tod folgt, können wir mit
unseren Sinnen nicht wahrnehmen und deshalb tendieren wir unweigerlich dazu, an
ein endgültiges Ende des Daseins mit dem Tod zu glauben. Natürlich heissen wir diesen
Gedanken auch noch aus einem anderen Grund gerne willkommen: Wenn mit dem Tod
alles aus ist, dann können wir nie für unser Leben zur Rechenschaft gezogen werden.
Wir können unser Leben führen, wie wir wollen, denn am Ende müssen wir uns nicht
dafür verantworten. Die Konsequenz einer solchen Ansicht muss der Wunsch sein, das
kurze Leben, über das wir verfügen, bestmöglich auszukosten. Wenn ich morgen sterben
muss, wenn morgen alles aus ist, dann will ich heute essen und trinken. Wieso sollte
ich mich auch zurückhalten oder gar für irgendetwas abmühen, wenn es doch ohne
einen bleibenden Wert für mich ist? Wieso sollte ich nicht alles tun, wonach mein Herz
begehrt, wenn es morgen schon zu spät dafür ist? Ja, wenn wir morgen sterben und
wenn dann alles aus ist, dann lasst uns essen und trinken!
Gerade in der heutigen Zeit lockt die Welt mit derart vielen Möglichkeiten, das vermeintlich
Beste aus unserem Leben zu machen, dass wir schon gar nicht mehr wissen,
wie wir unsere knappe Zeit und unser Geld am besten investieren sollen. Nur schon
bezüglich des biblischen Beispiels des Essens und Trinkens werden uns heute so viele
Vorschläge und Ideen unterbreitet, dass uns glatt schwindlig werden könnte. Wir können
Lebensmittel kaufen, die vom andern Ende der Welt kommen, können nur regionale
und saisonale Produkte kaufen, können auf eine nachhaltige Landwirtschaft oder auf eine
angemessene Tierhaltung setzen (oder uns auch keinen Deut darum scheren), können
uns vegan oder zuckerfrei ernähren oder auch einfach nur essen, was das Herz begehrt.
Wir müssen uns nicht nur die Frage stellen, ob wir Wasser oder Wein zum Essen trinken
wollen, sondern können wochenlang in eine ganze Welt eintauchen, die beispielsweise
nur französische Rotweine zum Inhalt hat. Ja, wir könnten problemlos unser ganzes
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